Lebensmittel für bedürftige Mieter: Immer für das Quartier im Einsatz

In der Corona-Krise ist nachbarschaftliches Engagement wichtig. Wir haben eine Mieterin besucht, die in Offenbach ehrenamtlich Lebensmittel an bedürftige Nachbarn ausgibt.

Die Mieter im Ortsteil Bürgel können weiter auf die Tafel Offenbach zählen. Eine, die seit Jahren für ihre Nachbarn im Quartier zupackt, ist Heike König. Die ehrenamtliche Helferin lässt sich auch von der Corona-Krise nicht kleinkriegen. Mit Mundschutz und Handschuhen nimmt die Fünfzigjährige die Waren der Offenbacher Tafel entgegen, prüft Äpfel, Orangen oder Kartoffeln sorgfältig und sortiert verdorbene Lebensmittel aus. In unserem Bewohnertreff hat Heike König  zunächst im Rahmen des Frauentreffs Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bekocht. Dabei fiel ihr auf, dass einige Bewohner auch weitere Hilfe benötigten: "Um zur Essensausgabe der Tafel zu kommen, mussten die bedürftigen Mieter durch die halbe Stadt fahren. Das war gerade den Älteren einfach nicht zuzumuten." Sie knüpfte daher Kontakte zum Tafel Offenbach e.V., der wurde Kooperationspartner und beliefert den Bewohnertreff seit 2013 einmal pro Woche.

Lebensmittelausgabe an die derzeitige Situation angepasst

Auch Frau Königs Arbeit gestaltet sich in Corona-Zeiten ein bisschen anders: Wo sonst fröhliches Gewimmel herrscht und Zeit für ein Schwätzchen bleibt, haben nun die Hygienevorschriften oberste Priorität. Alle müssen vor der Tür mit ein bis zwei Meter Abstand zum Nächsten warten, immer nur ein Mieter darf den Bewohnertreff betreten. Etwas langsamer als sonst verteilt Heike König daher Obst Gemüse, Konserven, Brot, Eier oder die Schokolade für die Kinder. Ausgegeben wird immer das, was die Discounter übrig haben. Frau König kennt ihre Leute, erklärt sie uns: Hartz-IV-Empfänger, Rentner und Familien, die kaum über die Runden kommen – sie alle gelten als bedürftig, können also ihren Grundbedarf nicht aus dem eigenen Einkommen und Vermögen decken. Bis zum Nachmittag kommen 15 Menschen und holen die Waren ab, an manchen Tagen sind es bis zu 25. Heike König hat vorher schon Körbe beiseite gestellt, diese bringt sie bei vier Senioren persönlich vorbei: "Die Rentner können ihre Lebensmittel nicht mehr selbst abholen, zwei leiden unter einer schweren Lungenkrankheit." Da sie bei einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu einer Risikogruppe gehören, sollten sie unnötigen Kontakt zu anderen Personen vermeiden. Nachdem die Arbeit getan ist, sagt Frau König uns noch, wie erleichtert sie ist, dass ihre bedürftigen Nachbarn die Dinge bekommen haben, die sie dringend brauchen, die aber durch die Hamsterkäufe aus vielen Supermärkten verschwunden sind: allen voran Nudeln und Toilettenpapier. Trotz der körperlichen Anstrengung will Heike König ihr Ehrenamt nicht missen: "Mir macht das hier nach wie vor viel Spaß, vor allem der Kontakt zu den Menschen aller Nationalitäten."

Beitrag teilen

Kommentare zu diesem Artikel

Bisher gibt es noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Schreibe einen Kommentar

Für diesen Artikel können keine Kommentare abgegeben werden.

Ähnliche Beiträge

Maske, Abstand und Handhygiene dienen der Krankheitsverhütung und -bekämpfung. Daheim bleiben und keine Orte aufsuchen, an denen man sich anstecken kann. Doch auch zu Hause begegnet man ande­ren Menschen, etwa im Treppen­haus, am Briefkasten oder beim Herausbringen des Mülls. Wie kann sich eine Hausgemeinschaft am besten schützen?
18 Millionen Kinder in Deutschland haben Anspruch auf Kindergeld vom Staat. Pro Kind erhalten die sorgeberechtigten Eltern einen 300-Euro-Aufschlag: 200 Euro im September wurden bereits ausgezahlt, 100 Euro folgen im Oktober 2020. Der Corona-Kinderbonus soll Familien helfen, besser durch die Corona-Pandemie zu kommen.
Als die Corona-Pandemie vor einigen Monaten ihren Anfang nahm, haben viele Menschen sich einfach selbst eine Behelfsmaske genäht oder gebastelt. Wir wollten von unseren Mietern wissen, wie ihre Masken aussehen – und haben Erstaunliches erfahren.