„Dauerlüften“ und seine Folgen für Gebäude und Geldbeutel

Kohleöfen oder Kettenraucher?
Was verbirgt sich hinter den grauen Stellen über manchen Fenstern?

Sie wirken hässlich und werden von Jahr zu Jahr unansehnlicher: graue Schmuddelstellen über den Fenstern an Hausfassaden. Es sind keine Brandspuren und auch nicht die Zeichen eines Kohleofens oder Kettenrauchers. Die grauen Stellen entstehen, wenn ein Fenster sehr oft und über zu lange Zeit gekippt ist. Dabei strömt die warme, feuchte Raumluft aus dem Zimmer heraus und setzt sich auf der kalten Außenfassade ab. Matthias Umbach, Leiter des Servicecenters Kassel, beantwortet die wichtigsten Fragen.

KOMMT DER SCHMUTZ VON INNEN ODER AUSSEN?
Umbach:
Es handelt sich tatsächlich nicht um Schmutz aus dem Rauminneren, sondern um eine Algenbildung. Warum dieses Phänomen nicht bei allen, sondern nur bei einigen Fenstern zu sehen ist, liegt am Verhalten der Bewohner: am stundenlangen Lüften mit gekipptem Fenster. Die oberhalb des Fensters auf der Fassade kondensierte Feuchtigkeit bindet Staub und ist somit anfälliger für Verschmutzungen. Gleichzeitig ist die Feuchtigkeit der ideale Nährboden für einen mikrobiologischen Befall in Form von Algen mit der optisch unschönen grauen Verfärbung des Putzes.

DAS PROBLEM IST ALSO HAUSGEMACHT?
Umbach:
Leider ja. Die Ursache ist ein stundenlanges Kippen von Fenstern. Durch die Kippstellung des Fensters findet so gut wie kein Luftaustausch statt. Stattdessen kommt es zur Auskühlung der Wände und Decken innerhalb der Wohnung. So geht Energie unnötig verloren, die Heizkosten steigen und auch die Wände der benachbarten Wohnung kühlen mit aus.

DIE GESUNDE LÖSUNG HEISST STOSSLÜFTEN. ABER WIE MACHT MAN ES RICHTIG?
Umbach:
Mindestens zweimal täglich 5–10 Minuten lang stoßlüften. Das heißt, die Fenster und Türen ganz aufmachen, die Heizung ausschalten und für ordentliche Querlüftung sorgen. Dann geht die verbrauchte Raumluft mit all ihrer Feuchtigkeit rasch nach draußen. Noch ein Tipp: Beim Kochen oder Duschen am besten sofort den Wasserdampf nach draußen abführen. Dann gibt es auch keine Probleme mit Sporen und Pilzkulturen in der Wohnung.

WAS SPRICHT ALSO GEGEN DAS DAUERKIPPEN?
Es mag zwar sehr bequem sein, aber die Nachteile sind den meisten nicht bewusst: Stundenlanges Kippen lässt die Wohnung auskühlen und das verbraucht letztendlich mehr Heizenergie und kostet den Mieter bares Geld. Die Wohnung des Nachbarn kühlt gleich mit aus. Mangels Luftaustausch bleibt die feuchte Luft im Wohnungsinneren und birgt Sporengefahr: Sporen und Pilze lieben es kalt und feucht. Auch die Einbruchgefahr erhöht sich, denn gekippte Fenster sind eine Einladung für Einbrecher. Und: Die Fassade über dem Fenster wird unansehnlich grau. Insgesamt nur Nachteile. Als Vermieter können wir da nur an die Einsicht der Mieter appellieren: Bitte keine dauerhaft gekippten Fenster!